Heute folgt Teil 3 meiner Odyssee in die Welt des Schlaganfalls und seinen Folgen. Dies dauerte so lange, da ich mit mir und so einigen Dingen nicht im Reinen war. Heute sehe ich das etwas anders, aber nur etwas.

Klickt auf Teil 1 und Teil 2, solltet Ihr die vorherigen Teile meiner Schlaganfall-Odyssee verpasst haben.

Naja wie auch immer, ich kam also bei meiner Physiotherapeutin an, wie sich herausstellen sollte, einer der besten ihres Fachs.

Nach einer Bestandsaufnahme ging es dann los. Ich sag euch, in der Physio bekommst Du nix geschenkt. Kein Muskelchen-Massieren oder warme Worte, es ist harte Arbeit. Am liebsten war mir immer der Vierfüsslerstand…NICHT 😊

Das geht also folgendermassen:

Viefüsslerstand, rechter Arm nach vorn, linkes Bein nach hinten ausstrecken, und dann Wechsel. Zwischendurch Sockenstricken (kleiner Scherz). Oder dieses verfluchte Wackelbrett, so ähnlich wie das da links… Wie oft bin ich da drauf gefühlt gestorben. Aber was tut man nicht alles, um die halbseitige Lähmung Schritt für Schritt zu bekämpfen und wieder mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität zurückzubekommen… Nichts desto trotz: es war manchmal wirklich eine Qual.

ABER: Wenn diese ganze Arbeit an mir nicht gewesen wäre, hätte ich folgendes 6 Monate später nicht gemacht:

Die 5-Seen-Wanderung auf dem Pizol mit meiner Frau und Phil, einem unserer engsten Freunde.

Danke liebe Christine von der Praxis CompleThera dass Du mir wieder auf die Füsse geholfen hast !

Parallel zur Physiotherapie musste ich auch noch Ergotherapie machen, ich sag euch, da flogen die Stöcke nur so durch das Behandlungszimmer…ich sollte den immer mit leichtem Schwung durch die Hand hochwerfen und an einer bestimmten Markierung wieder festhalten.. jooooooo erst mal nicht. Zum Glück sind sowohl die Therapeutin als auch Manu immer schnell genug in Deckung gegangen.. 😀

Nach 2 Monaten ging das dann so langsam. Aber ansonsten hab ich mich da gut angestellt hab, mich aber zu meinem Leidwesen zu früh dort abgemeldet. Ich kann bis heute bestimmte Bewegungen immer noch nicht machen.

Alles andere ging dann irgendwie wieder.

Jetzt ist es aber nun mal so, dass ich ein wirklich neugieriger Mensch bin, und wissen wollte, warum ich denn nun einen Schlaganfall hatte. Es konnte kaum an meinem Zigarettenkonsum von mehr als 50 Kippen am Tag gelegen haben, oder dass ich 24/7 für mein Team erreichbar war gewesen bin und mich selber zu oft hinten an gestellt habe.

Es MUSSTE noch etwas anderes geben.

Naja die sogenannten Ärzte im „Spital L“ konnten mir da nach Tests auf Morbus „dies“ und Morbus „das“ nicht wirklich weiter helfen. Und so musste Kommissar Zufall aushelfen.

Bei meiner Frau wurde nämlich ein kleines Aneurysma entdeckt, das jedoch relativ stabil war, wie sich dann herausstellte. Ich war beim Termin mit dem Neurologen dabei und ergriff dann die Gelegenheit, mal anzufragen, was er denn zu der Geschichte mit meinem Schlaganfall so meint. Schwups Termin gemacht und ab ging die wilde Fahrt. Zum Glück mit fachkundigem Ergebnis. Ich habe bzw. hatte ein persistierende Foramen Ovale.

Was das genau ist, kann Euch Wikipedia besser erklären. Hier gelangt ihr zum Artikel:
Persistierendes Foramen Ovale – PFO (Herz)

Bald ging es dann ab in Triemli Spital um den Verschluss des selbigen durchzuführen.

Die Worte meines damaligen Chefs klingen mir heute noch in den Ohren:

«Mach dir mal keine Sorgen wegen deinem Job, wird vollständig Gesund und dann geht es weiter»

Mein Chef im Frühling 2017

Damals schenkte ich dieser Aussage noch Glauben, da man ja denkt es handelt sich um eine Person, die dieses Vertrauen verdient.

Naja also ich dann im Januar 2018 im Triemli eingerückt, Herz OP war das Ziel. Also nicht, was ihr euch vorstellt. Die machen einen Zugang je nachdem an dem Hand- oder Schrittarterie.  Die im Schritt nehmen wir, weil man da 8 Stunden liegen muss, anschliessend. Ich also in den OP, auf diese Schlachtbank, und los ging es.

Ein Riesenbildschirm zu meiner linken auf dem mein Oberkörper zu erkennen war. Dann schlängelte sich ein Draht da durch bis zu meiner Pumpe.

Dort angekommen rief der Arzt durch den OP: „Bitte ein 1.5er für den Verschluss.“ 

Antwort: „Hemmer nüme.“

„Ja danke und hallo, ich bin wach und bekomme das mit!?“ murmle ich etwas verunsichert vor mich hin.

Sie haben dann das nächst grössere Schirmchen für den Verschluss genommen, das passte dann letztendlich auch.

Zwischendurch fragte dann die OP Schwester, ob sie mir etwas Gutes tun könnte. 
Ich so: „Klar: Es Kafi und es Gipfeli wär jetzt kuhl.“

Ich während meiner 2. Herz-OP am 14. Februar 2018

Naja die Antwort könnt ihr euch denken, schade. Aber ich hatte die Lacher auf meiner Seite. Nach 90 min war das Ganze dann erledigt, und ich wurde wieder aufs Zimmer geschoben.

Bei der Visite bekam ich dann die frohe Kunde das zum einen der Eingriff super gelaufen ist, zum anderen das ich den Herrn Professor und seine Crew schon in 6 Wochen wieder sehen würde.

Warum?

Durch das Rauchen haben sich meine Herzkranzgefässe zum grossen Teil verschlossen, und wenn ich als nächstes keinen Herzinfarkt haben will, wäre es gut, wenn da Stents rein kämen.

Nach der ersten OP – eher so semi-happy, da mir kurz vorher gesagt wurde, dass ich den kommenden Valentinstag wohl teilweise ebenfalls im OP verbringen würde…

Ja nu, wo wir schon mal dabei sind, ich weiss ja jetzt, wie es funktioniert.

Ich also Donnerstag Morgen raus aus dem Spital ab nach Hause. Montags darauf war ich wieder arbeiten (ja damals war ich noch so bekloppt)… Ich dann meinem Vorgesetzten eröffnet, das ich in 6 Wochen nochmal hin darf. Das glaub ich war dann der Anfang vom Ende. Aber wie gesagt ich: soll mir keine Sorgen machen.

Kleiner Tipp für Zwischendurch:
Ihr habt am Ende nicht mehr Lohn aufm Konto, nur weil ihr euch für euren Arbeitgeber kaputt arbeitet.
Was das bedeutet, dazu später mehr 😊 – Es gilt immer noch die Devise: «Wenn du brennen würdest und ich hätte Wasser. Ich würde es trinken»…

Somit fand ich mich im Februar 2018 nochmals im Triemli ein für die 2 OP, die mir ehrlich gesagt mehr zusetzte wie die erste. Mein Blutdruck wollte nicht so wie er sollte, mir war ziemlich schwummrig dauernd, und somit musste ich einen Tag länger da bleiben, zur Beobachtung.

Endlich: Alles überstanden – mit einer Garantie, hundert Jahre alt zu werden…

Hat sich aber gelohnt, denn zur Entlassung aus dem Spital sagte mir das Prof das ich jetzt mindestens 100 Jahre alt werden würde. Ich bin gespannt… und meine Frau hat sicherheitshalber mal den Namen des Professors notiert – sie wolle auf Ihn zurückkommen, falls das nicht der Fall wäre… Au wei!

Es dauerte dann alles in allem bis ins Jahr 2020, bis ich wieder so hergestellt war, dass ich sagen konnte:

„Damit kann ich leben…“

Dennoch war der Rattenschwanz, den mein Schlaganfall hinter sich her zog, noch lange nicht am Ende. Doch dazu dann mehr im nächsten Teil…